Alina Schlotter: Einführung in die Tiefenökologie

Videomitschnitt:
Alina Schlotter: Einführung in die Tiefenökologie

Waldgartenkongress 2024

Thema: Ökologie & Boden
Level: Neueinsteigende

Wann: Samstag, 20:00-21:30 Uhr
Wer: Alina Schlotter
Projekt: Lernort lebendige Landwirtschaft
Web: www.instagram.com/alina.schlotter/

Kapitel:
00:00 Einleitung
12:06 Meditation
20:12 Was ist Tiefenökologie?
26:20 Joanna Macy / The Work That Reconnects
33:45 Die 4 Phasen von Gruppenprozessen
40:50 Dimensionen von Aktivismus
42:30 Die 3 Narrative unserer Zeit

Tiefenökologie verbindet uns mit dem Netzwerk des Lebens und bietet uns Möglichkeiten, in Zeiten von Krisen handlungsfähig zu bleiben. Sie sieht den Menschen nicht als getrennt von der Natur, sondern als Teil davon. Inspiriert wurde sie unter anderem von der Systemtheorie, der Gaia-Hypothese und der Arbeit von Joane Macy.

Den Videomitschnitt ihres Vortrags kannst du hier starten:

Lebendigkeit beruht auf Beziehungen. Ein Netzwerk mit vielen Beziehungen schafft Resilienz. Was bedeutet es, in Verbindung mit unserer Mitwelt zu sein? Was ist die Rolle des Menschen im Netzwerk des Lebens sowie mein persönlicher Platz darin? Wie können wir Beziehung mit unserer inneren und der mehr als menschlichen Natur pflegen?

Die Tiefenökologie bietet hierbei philosophische sowie praktisch erfahrbare Ansätze, wie wir uns als Teil vom Gewebe des Lebens erfahren und Kraft daraus schöpfen können.
Tiefenökologie ist eine ganzheitliche Naturphilosophie, die davon ausgeht, dass der Grund für unsere Krisen die Empfindung von Getrenntheit von unserer Mitwelt ist. Der Begriff Tiefenökologie wurde von Arne Naess in den 1970ern geprägt und möchte die Verwobenheit des Menschen mit der restlichen Natur hervorheben – im Gegensatz zur „shallow ecology“, die die Natur als Ressource und als von uns getrennt betrachtet.

Die wissenschaftliche Grundlage bildet dabei die Systemtheorie, die das Verhalten von lebendigen Systemen beschreibt sowie die Gaia-Hypothese, die die Erde als lebendiges Wesen betrachtet.
Im Rahmen der „Arbeit, die wieder verbindet“ (Work that reconnects) wurden durch Joanna Macy viele praktische Gruppenübungen entwickelt, die diese Verbindung zu allem Leben erfahrbar machen. Im deutschsprachigen Raum wird diese Arbeit auch „angewandte Tiefenökologie“ genannt.

Die Übungen folgen immer einer Struktur in Form einer Spirale, die in vier Phasen unterteilt ist.

  1. Dankbarkeit erleben:
    Am Anfang steht die Dankbarkeit. Wenn wir uns bewusst werden, was für ein Wunder es ist, am Leben zu sein, schaffen wir Raum für Weite. Dankbarkeit schenkt uns Demut, Erdung, Fülle und dient uns als bestärkende Kraftquelle.
  2. Den Schmerz würdigen:
    In dieser Phase richten wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere innere Reaktion auf den derzeitigen Umgang der Menschheit mit der Mitwelt. Gefühle dienen uns als Feedback, um anzuzeigen, was für uns richtig und wichtig ist. Weltschmerz zu spüren bedeutet auch, dass wir Liebe für das Leben und diese Welt empfinden.
  3. Mit neuen Augen sehen:
    Nachdem wir unseren Schmerz gefühlt haben, wollen wir unseren Blick auf die Welt weiten indem wir durch kreative Methoden in die Rolle eines nicht-menschlichen Wesens schlüpfen oder uns mit Vorfahr*innen oder nachkommenden Generationen verbinden. Wir sehen uns im großen Kreislauf des Lebens und erkennen, dass das Leben ein dynamisches Geflecht an sich selbstorganisierenden Systemen ist, dass nur durch komplexe wechselseitige Beziehungen Bestand hat.
  4. Für das Leben handeln:
    Zuletzt geht es darum, zu schauen was nun lebendig in uns ist; wie wir das Erlebte in unseren Alltag integrieren können und wie wir ins Handeln kommen möchten. Dabei geht es nicht unbedingt darum riesige Projekte zu planen. Gerade kleine Schritte, die mit einer tiefen verbundenen Intention getan werden oder eine bestimmte innere Ausrichtung beabsichtigen, können sehr wirkungsvoll sein. Unser Sein und Handeln ist nicht getrennt von unserer Mitwelt, sondern wirkt als Baustein im Netzwerk des Lebens.

Innerhalb der vier Phasen können zahlreiche Übungen angewandt werden, die unter anderem aus naturverbundenen Ritualen, Rollenspielen, somatischer Körperarbeit, Meditationen oder sonstigem kreativen Ausdruck aufgebaut sein können. Die angewandte Tiefenökologie verbindet hierbei Herz, Verstand und Körper, um eine ganzheitliche Selbsterfahrung bieten zu können.

Weitere Vorträge vom Kongress ’24:

Die Dokumentation zum Vernetzungstreffen ist verfügbar! Hier lesen und hier das Vorschauvideo ansehen:

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