Eva Stützel: Der Gemeinschaftskompass – Eine Orientierungshilfe auch für Waldgarten-Initiativen
Videomitschnitt:
Eva Stützel: Der Gemeinschaftskompass
Eine Orientierungshilfe auch für Waldgarten-Initiativen
Waldgartenkongress 2024
Thema: Soziales und Gemeinschaft
Level: Neueinsteigende
Wann: Sonntag, 10:00-11:00 Uhr
Wer: Eva Stützel
Projekt: Ökodorf Sieben Linden
Web: www.siebenlinden.org/de/start-3/
Viele Waldgarteninitiativen werden nicht von Einzelpersonen, sondern von Gruppen getragen. Dass mehrere Menschen hinter einem Projekt stehen, kann Schatz oder Fluch sein. Viele Menschen bringen viele Kompetenzen und viel Arbeitskraft ein – und gleichzeitig auch viele Meinungen. Dies kann gelingen und zu vielen Synergieeffekten führen – und es kann ein Projekt lähmen und zum Scheitern bringen.
Was trägt dazu bei, dass gemeinschaftliche Initiativen erfolgreich sind?
Eva Stützel hat aus den Erfahrungen beim Aufbau des Ökodorfs Sieben Linden und aus unzähligen Beratungen anderer Initiativen heraus den Gemeinschaftskompass entwickelt, der eine wichtige Orientierungshilfe bietet, worauf geachtet werden muss, damit gemeinschaftliche Initiativen gelingen.
Den Videomitschnitt ihres Vortrags kannst du hier starten:
Der Gemeinschaftskompass ist eine Orientierungshilfe für alle, die mit gemeinschaftlichen Initiativen zu tun haben, seien es soziale oder ökologische Projekte, ehrenamtliche Zusammenschlüsse, Nachbarschafts- oder Waldgarteninitiativen. Er identifiziert sieben Themenbereiche, die essentiell für das Gelingen von gemeinschaftlichen Projekten sind: Individuen, Gemeinschaft, Intention, Struktur, Praxis, Ernte und Welt.
Was ist mit den sieben Aspekten gemeint?
Die sieben Aspekte beziehen sich auf die Bedeutung von Individuen in einer Gemeinschaft und wie wichtig es ist, Raum für die Individualität jedes Einzelnen zu schaffen. Es geht darum, dass jedes Mitglied respektiert wird und seinen Platz in der Gruppe findet, während gleichzeitig Verantwortung für sich selbst und die gemeinsamen Ziele übernommen wird. Die Stärke der Individuen und der Gemeinschaft sind entscheidend für den Erfolg des Projekts. Schwächen in diesen Bereichen können sich negativ auf das gesamte Vorhaben auswirken.
Intention
Eine gemeinsame Intention ist entscheidend für den Erfolg von Projekten. Sie schafft eine starke Verbindung und minimiert Reibungsverluste. Wenn alle Beteiligten klar darüber sind, warum sie zusammenarbeiten und wohin sie wollen, können Diskussionen vermieden werden und die Aufmerksamkeit auf den gemeinsamen Weg gerichtet werden. Eine gemeinsame Intention motiviert und gibt Orientierung. Es ist wichtig zu erkennen, wo die Gruppe automatisch davon ausgeht, dass die Intention geteilt wird, und wo bewusst Raum für Vielfalt geschaffen werden sollte.
Struktur
Strukturen, wie Rechtsformen, Entscheidungsstrukturen, Organisationstreffen und Informationsmanagement, prägen Projekte langfristig. Rechtliche Strukturen sind oft beständiger als soziale Beziehungen. Daher ist es wichtig, der passenden Struktur für das Projekt genügend Aufmerksamkeit zu schenken. Die Angemessenheit der Strukturen variiert je nach Initiative. Kurzfristige Projekte wie ein Nachbarschaftsfest erfordern andere Strukturen als langfristige Projekte wie der gemeinsame Besitz einer Immobilie. Generell gilt: Je langfristiger und finanziell bedeutender ein Projekt ist, desto wichtiger sind die Rechtsform und klare Entscheidungsstrukturen.
Praxis
Dass jedes Projekt, um erfolgreich zu sein, nicht nur Ziele formulieren und Strukturen dafür entwickeln, sondern auch die Umsetzung kompetent und engagiert durchführen muss, versteht sich von selbst. In der Praxis kommen alle vorherigen Aspekte zusammen: Individuen in Gemeinschaft realisieren ihre Intention unter der Nutzung der für sie passenden Strukturen.
Ernte
Das Thema Ernte fokussiert darauf, was im Projekt erreicht wurde. Es beinhaltet das Innehalten, den Zustand des Projekts wahrzunehmen, Feedback zu erhalten und aus Erfahrungen zu lernen. Es ist wichtig, Erfolge und Misserfolge zu feiern und als Lernchance zu betrachten. Die Wertschätzung und Anerkennung der Beteiligten ist entscheidend für langfristiges Engagement. Oft wird diese in ambitionierten Projekten vernachlässigt. Die Aufmerksamkeit für Wertschätzung und Anerkennung trägt maßgeblich zu einem positiven Gemeinschaftsklima bei.
Welt
Kein Projekt existiert isoliert – es ist wichtig, sich bewusst in den gesellschaftlichen Kontext einzubetten und Synergieeffekte sowie Unterstützung zu suchen. Verbündete und Netzwerkpartner sind entscheidend, um Herausforderungen wie Krisen und Finanzengpässe zu bewältigen.
Und wie kann man den Gemeinschaftskompass anwenden?
Der Gemeinschaftskompass systematisiert und visualisiert wesentliche Aspekte für erfolgreiche Projektumsetzung. Er dient als Leitschnur und Inspiration für konkrete Entwicklungsschritte und kann als Diagnosetool für bestehende Projekte genutzt werden, um notwendige Schritte aufzuzeigen.
Weitere Vorträge vom Kongress ’24:
Die Dokumentation zum Vernetzungstreffen ist verfügbar! Hier lesen und hier das Vorschauvideo ansehen:
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