Julian Chollet: Bodenbiologie aufbauen
Videomitschnitt:
Julian Chollet: “Bodenbiologie aufbauen”
Waldgartenkongress 2024
Thema: Ökologie & Boden
Level: Neueinsteigende
Wann: Samstag, 15:30-16:15 Uhr
Wer: Julian Chollet
Julian Chollet von der Gesellschaft für mikroBIOMIK e.V. vermittelt grundlegende Kenntnisse über das Bodennahrungsnetz und gibt praxisnahe Empfehlungen, wie die Gesundheit des Bodens beurteilt und verbessert werden kann.
Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Anwendung von Kompost, Mulch und Bodeninokulaten – speziell im Kontext von Waldgärten.
Den Videomitschnitt seines Vortrags kannst du hier starten:
Das Bodennahrungsnetz
Nahrungsnetze beschreiben den Fluss von Materie und Energie zwischen den verschiedenen Organismen eines Ökosystems. Ein gesundes Bodenleben verbessert die Struktur, Wasserspeicherung und Verfügbarkeit von Nährstoffen im Wurzelbereich der Pflanzen. Es führt außerdem zur Regulation von Schädlingen, da das übermäßige Auftreten einzelner Arten durch ihre Fressfeinde verhindert wird.
Bodengesundheit beurteilen
Bevor gezielte Maßnahmen zur Förderung der Bodenbiologie ergriffen werden, sollte der aktuelle Zustand erfasst werden. Dabei sind allgemeine Parameter wie Bodenart, Struktur, pH-Wert und Humusgehalt wichtig, aber auch eine direkte oder indirekte Abschätzung der Vielfalt an Bodenorganismen. In Bezug auf Waldgärten ist insbesondere das Verhältnis zwischen Bakterien und Pilzen interessant. Während Acker und Grünland in der Regel bakteriell dominiert sind, weisen Waldböden einen hohen Anteil, sowie eine hohe Vielfalt an Pilzen auf. Mikrobiologische Untersuchungen (z.B. Mikroskopie) sind sinnvoll, wenn auf stark degradierten Flächen gepflanzt wird oder wenn Probleme auftreten. In der Regel macht es beim Anlegen von Waldgärten jedoch grundsätzlich Sinn, das Wachstum von symbiotischen und holzzersetzenden Pilzgemeinschaften zu fördern.
Kompost & Mulch
Auf sehr nährstoffarmen und sandigen Böden wird die Anwendung von Kompost bei Baumpflanzungen oftmals empfohlen – es kann jedoch auch unerwünschte Folgen haben. Da die Ausbildung von Mykorrhiza durch einen Mangel an Nährstoffen gefördert wird, kann es sinnvoll sein, auf eine Düngung im ersten Jahr zu verzichten. Mulchen schützt vor Erosion und Austrocknung und unterdrückt unerwünschte Vegetation. Außerdem kann auf diese Weise holziges Material eingebracht werden, das vielen Pilzen als Nahrungsquelle dient.
Bodeninokulate
Um das Bodenleben gezielt zu fördern und den Anteil an Pilzen zu erhöhen, können spezielle ‚Inokulate‘ eingesetzt werden. Mit Hilfe eines „Bioreaktors“ (z.B. nach Johnson-Su) werden holzige Materialien in ein lebendiges Inokulat umgewandelt, das große Mengen Myzel und Sporen verschiedener Pilze enthält. Dieses wird in der Regel oberflächlich angewendet und dann mit Mulch bedeckt. Aus dem fertig gereiften Produkt kann jedoch auch ein flüssiger Extrakt hergestellt werden, ähnlich eines Komposttees. Speziell für Baumpflanzungen gibt es außerdem kommerziell erhältliche Sporenmischungen, die eine rasche Ausbildung von Mykorrhizen unterstützen sollen. Insbesondere im städtischen Bereich und fern von natürlichen Wäldern kann dies oftmals sinnvoll sein, da Mykorrhizapilze das Pflanzenwachstum an nährstofflimitierten Standorten ermöglichen.
Beobachtung & Dokumentation
Die genaue Wirkung von Inokulaten, Sporenmischungen und ähnlichem ist bisher noch unzureichend wissenschaftlich erforscht. Die Ausgangsbedingungen, die Umgebung, das Klima, die vorhandenen Organismen und viele andere Faktoren haben starke Auswirkungen auf den Erfolg oder Misserfolg bestimmter Methoden. Daher ist es wichtig, selbst zu experimentieren, zu beobachten, zu dokumentieren, auszuwerten und eigene Schlüsse zu ziehen.
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