Ulrich Grauvogel: Pflanzpatronen
Videomitschnitt:
Ulrich Grauvogel: Pflanzpatronen
Waldgartenkongress 2024
Thema: Ökologie & Boden
Level: Neueinsteigende
Wann: Samstag, 10:30-11:30
Wer: Ulrich Grauvogel
Web: https://www.bisonforest.online/
Ulrich Grauvogel berichtet live aus dem Pflanzlabor von BisonForest über die Jungpflanzenanzucht und Pflanzung mit der Pflanzpatrone. Die Verfügbarkeit von Pflanzgut und die Qualität mehrjähriger Ware aus Baumschulen machen die Skalierung von Projekten in der Praxis zunehmend schwierig. Um auch größere Projekte mit extensiven Mitteln wirtschaftlich umsetzen zu können, sind neue Denkmuster nötig. Der Einsatz unverschulter Jungpflanzen ist ein wichtiger Lösungsbaustein auf dem Weg vom Garten zum Wald.
Den Videomitschnitt seines Vortrags kannst du hier starten:
Die Betriebe unter der Marke „Bison Forest + Fruit“ sind Anbieter von naturbasierten Lösungen. Insbesondere mit der Skalierung solcher Ansätze möchten die Bisons zu einer „enkeltauglichen“ Zukunft beitragen. Die erfahrenen Spezialisten betreiben extensiven Waldumbau, bauen essbare Landschaften und Tiny Forests, ermöglichen systematische Heckenwirtschaft und sind Anbieter ingenieurbiologischer Lösungen in der Hangsicherung.
Deutschland hat binnen weniger Jahre schon über 0,5 Mio. Hektar Wald verloren, nur jeder 5. Baum gilt noch als gesund. Es werden Milliarden von Bäumen benötigt, nur um diese Flächen theoretisch wiederherzustellen. Gleichzeitig haben wir dramatische Ausfallraten an Setzlingen. Gängige Praktiken müssen überdacht und bisweilen radikal verändert werden
Für massenhaften Ausfall ist der „Entenfuß“ nach schlecht ausgeführter Pflanzung genauso verantwortlich, wie Containervorzucht, welche die natürliche Ausbildung der Wurzeln behindert. Auch die maschinelle Ernte in Baumschulen zerstört mehr Pflanzware, als die große Ausbringsmenge zu rechtfertigen versucht. Wuchsschutzhüllen erzeugen im Sommer Temperaturen von bis zu 60 °C in den Hüllen, bereits weit im Zersetzungsbereich von Eiweiss, um nur einige der Gründe zu nennen, weshalb die Ausfallraten von Jungpflanzen exorbitant hoch sind.
Beim Saatgut liegt das Problem weniger in dem angeblichen Mangel an Verfügbarkeit, sondern vielmehr am schlechten Umgang und unzeitgemässer Distribution. Die Branche hat wenig Interesse an Förderung der Naturverjüngung und regionaler, autonomer Versorgung. Durch eine Zergliederung der Branche wirtschaften viele Gewerke voneinander unabhängig: Die Planung, die Vorzucht, die Ernte, die Lagerung, Bringung und die Pflege sind ohne übergreifende Ergebnisverantwortung organisiert. Die wirtschaftliche Optimierung der Einzelgewerke steht einer vertikalen Integration aller Tätigkeiten aus einer Hand regelmässig entgegen.
Um naturbasierte Lösungen als echte Alternativen zu petrochemischen, fossilen Ressourcen zu etablieren, bedarf es einer absolut zuverlässigen Verfügbarkeit und Skalierbarkeit der betrachteten Biomassen. Hecken und Begleitgrün in Städten müssen wirtschaftlich angelegt und betrieben werden, statt nur als Kostenfaktor zu gelten. Für die zuverlässige Verfügbarkeit von Biomasse gilt es, die Vorzuchtkompetenz von Verantwortungsträgern zu stärken und Saatgut dezentral und standortabhängig anzuziehen. Die patentierten TREETOBEE Pflanzpatronen sind ein Lösungsbaustein, um Fehler bei der Anzucht von Jungpflanzen zu vermeiden. Mit ihnen bilden Jungpflanzen ein optimales Wurzelsystem aus und sind ganzjährig standortgerecht auszubringen.
Mit Dezentralisierung der Vorzucht bei gezielter Bereitstellung von Materialien für regionale Bedarfe schließt sich auch ein Werkstoffkreis in der Niederwaldwirtschaft: Faserwerkstoffe, Holzpflastersteine, sortenreine Pflanzenkohle sind Produkte, welche nicht mehr notwendigerweise aus dem klassischen Waldbau und seiner klimabelastenden Fernlogistik stammen.
Skalierbare Waldgärten können hier zu einem Wirtschaftsfaktor ohne negative Begleiterscheinungen werden.
Weitere Vorträge vom Kongress ’24:
Die Dokumentation zum Vernetzungstreffen ist verfügbar! Hier lesen und hier das Vorschauvideo ansehen:
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