Lilly Schmidtlein: Hof v:Erde – Praxis der Bewirtschaftung

Videomitschnitt:
Lilly Schmidtlein: Hof v:Erde – Praxis der Bewirtschaftung

Waldgartenkongress 2024

Thema: Ökologie & Boden
Level: Neueinsteigende

Wann: Samstag, 18:15-19:15
Wer: Lilly Schmidtlein
Ort: Kleinsendelbach in Franken
Projekt: Hof v:Erde
Web: https://hofverde.de

Kapitel:

Bla

Den Videomitschnitt ihres Vortrags kannst du hier starten:

Der Selbstversorgungs-Gemeinschaftshof v:Erde betreibt Permakultur-Landwirtschaft und syntropische Agroforstsysteme. Lilly Cori und Georg leben ökologisch nachhaltiges Handeln vor und bauen dabei Ressourcen auf.

Ihr Hof ist 5ha groß und geht aus einem Familienbetrieb im Herzen Frankens hervor. Früher wurden hier Wiesen, Forst und Acker auf konventionelle Weise bewirtschaftet. 2018 begann die Umstellung zum jetzigen Hofprojekt. Der syntropische Agroforst bildet ein Kernelement. Gleichzeitig liegt es den Betreiber:innen am Herzen, ihr Wissen durch Bildungsangebote und an Freiwillige weiterzugeben. Neben dem Betrieb sind sie außerdem agrarfeministisch aktiv.

Der syntropische Agroforst besteht aus diversen Frucht-Nuss-Beeren-Systemen. Er zeichnet sich durch die Arbeit mit der natürlichen Sukzession aus. Das bedeutet, dass alle Stufen der Sukzession gleichzeitig und sehr dicht gepflanzt werden. Im Laufe der Zeit ist deshalb ein ständiges Schneiden der Gehölze notwendig. Außerdem verändert sich die Ernte der Systeme mit jedem Jahr. Einjährige Pflanzen fallen nach dem ersten Jahr weg, während Bäume erst nach mehreren Jahren Früchte tragen. Dieses System ist resilient gegenüber klimatischen Veränderungen und unabhängig von finanziellen Ressourcen, globalen Lieferketten oder Weltkonzernen, da es nicht auf Input angewiesen ist. Nach der Implementation nährt es sich selbst.

Das passiert zum einen durch sogenannte Saatnester. Dort werden dutzende Spezies unterschiedlicher Sukzessionsstufen auf engem Raum gesät. Das Saatgut hierfür wird in der Umgebung gesammelt. Die dann wachsenden Pflanzen regelmäßig zurückgeschnitten, wobei der Schnitt direkt auf den Boden gelegt wird. Das nährt das System und sendet Wachstumsimpulse.

Zum anderen werden Muttergehölze bzw. sekundäre Gehölze angewandt. So werden zum Beispiel neben einer Hasel zusätzlich Pappeln, Weiden, Holunder und andere gepflanzt, die nicht direkt der Nahrungsmittelproduktion dienen, sondern die Hasel durch Biomasseproduktion und Wachstumsstimulation unterstützen.

Zwischen den Fruchtlinien befinden sich außerdem Beete, die ausschließlich der Produktion von Biomasse zum Mulchen dienen.

Auf Experimentalflächen wird aktuell ausprobiert, wie mit Hilfe sekundärer Gehölze und mehrjährigem Getreide langfristig Gemüse ohne Input kultiviert werden kann.

Die Gemüseproduktion wird bisher hauptsächlich durch einen „no dig“ Market Garden gedeckt, der durch zusätzliche Flächen mit Biomasse versorgt wird. Auch hier enthält der Pflanzplan Mischkulturen und sukzessionales Pflanzen. Es wird also dicht gesät. Früher reife Pflanzen werden entnommen und schaffen so Platz für die später Reifenden.

Der Market Garden hat einen deutlich höheren Wasserbedarf als die syntropischen Systeme. Die Mulchbeschaffung und Düngung ist durch die Wege aufwändiger. Zudem ist der Vorteil der dauerhaften Durchwurzelung im Agroforst spürbar. Hier finden sich auch Pflanzen, die im Winter Photosynthese betreiben und kleinklimatische Bedingungen, v.a. Wind und Sonne werden durch die Bäume beeinflusst.
Während vor allem die landwirtschaftliche Nachbarschaft des Hofes zuerst skeptisch war, hat das frische Grün in den heißen Sommern inzwischen viel Interesse und Offenheit hervorgebracht.

Weitere Vorträge vom Kongress ’24:

Die Dokumentation zum Vernetzungstreffen ist verfügbar! Hier lesen und hier das Vorschauvideo ansehen:

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Unser Video über Food Forests (Waldgarten- und komplexe Agroforstsysteme) ansehen: